Schwarzarbeit in Spanien

Schwarzarbeit ist ein Problem. Klar, sie belastet die Staatskasse und ist illegal. Doch viel mehr noch belastet es diejenigen, die in dieser Art Beschäftigung gefangen sind.

Denn Schwarzarbeit oder besser das Arbeiten in der Schattenwirtschaft drängt die Arbeitenden in eine Situation völliger Abhängigkeit und Schutzlosigkeit: man darf nicht krank werden oder ausfallen.

Und an Rente oder Absicherung im Alter ist nicht zu denken.
„Wenn die Leute über die Schattenwirtschaft sprechen, denken sie zuerst an das Steuerproblem, aber für mich sind die sozialen, Arbeits- und Lebensbedingungen wichtiger“, sagt Antoni Ybarra, Wirtschaftsprofessor an der Universität von Alicante.

Er hat unerträgliche Arbeitsbedingungen, Werkstätten ohne Toiletten oder fließendes Wasser und Temperaturen von über 40 Grad, bei denen gearbeitet werden muss, erlebt.

Metall- oder Uryllitdächer, die den Arbeitern an Tagen ohne feste Arbeitszeiten oder an Feiertagen Schatten spenden sollen fehlen grundsätzlich.

Zudem sind Lohn-Umschläge nicht selten einfach nur leer !

‚Ich bezahle dich wenn ich kann und wenn ich dich nicht bezahle, kannst Du mich mal gern haben“ ……solche und ähnliche Sprüche hören Arbeitnehmer nicht selten.

Trotzdem ermöglicht die Schattenarbeit auf den ersten Blick vielen Menschen ein gewisses Einkommen und Privatpersonen erhalten Dienstleistungen, die sie sich sonst nicht leisten könnten. Das ist die Sonnenseite.

Die Schattenseite ist hingegen recht düster. Die Ressourcen, die dem Land entgehen, sind enorm. Fortschrittlichere Länder versuchen diesen Verlust zu verringern, indem sie diese Art der Tätigkeiten in die formelle Wirtschaft einbeziehen.

Wie bereits erwähnt, leiden die Arbeiter unter prekärsten Bedingungen.

Strafen für Schwarzarbeit sind hoch

Geringfügige Verstöße liegen zwischen 60 € und 625 €, schwere Verstöße zwischen 626 € und 6.250 € und sehr schwere Verstöße zwischen 6.251 € und 187.515 €.

 Wer Ausländer ohne Genehmigung beschäftigt, muss mit einer Geldstrafe von 10.000 Euro pro Arbeitnehmer rechnen.

Warum ist Schattenwirtschaft gerade in Spanien ein Problem ?

In einem Land mit einer Arbeitslosigkeit von fast 14 % ( 3,2 Millionen Arbeitslose) werden schätzungsweise 8 % des BIP durch Arbeitsbetrug erwirtschaftet…..

…..Der, der eine Festanstellung erhält muss nicht  selten mit einem Mindestlohn von 6.06 EUR/h rechnen.

Derjenige der sich selbstständig macht, hat monatlich knapp 300 EUR Kosten zu tragen – ein Betrag, der bei einer Tätigkeit im Mindestlohnbereich kaum zu stemmen ist.

Made in Spain – ein Qualitätsmerkmal ?

Wer kennt es nicht: wir gehen in Spanien einkaufen und freuen uns über den echten Lederschuh, „Made in Spain“.

Niemand denkt daran, unter welchen Bedingungen dieser Schuh entstanden ist.

Eine Reportage bei Elmundo legt dies offen. Ausbeutung ist an der Tagesordnung. Löhne von 600 EUR im Monat, Überstunden, die nicht abgegolten werden sowie Berufskrankheiten, die nicht anerkannt werden.

Im Süden von Alicante befinden sich die meisten Schuhfabriken Spaniens und seit Ende der 1980er Jahre haben sich die Bedingungen rapide verschlechtert. „Die Schwarzarbeit hat sich institutionalisiert“, erklärt Juan Antonio Maciá, Sekretär des Schuhverbands UGT, der den Sektor, in dem er selbst gearbeitet hat und der schätzungsweise 45 bis 50 % der Beschäftigung ausmacht, sehr gut kennt.

Die bekanntesten Marken stellen praktisch nichts mehr her. Sie dienen lediglich als Verkäufer. Die eigentliche Arbeit wird an kleinere Unternehmen weitergeleitet. Darüberhinaus werden diese sehr schlecht entlohnt.

Wer den niedrigsten Herstellungspreis bietet, erhält den Auftrag. Ungeachtet der Arbeitsbedingungen.

Schwarzarbeit ist ein Problem. Nicht nur in Spanien. Doch es sollte jedem bewusst sein, der sich über die Putzfrau oder das Kindermädchen für 10 EUR die Stunde freut.

Man mag im ersten Moment denken, dass man diesen Frauen hilft, indem man sie beschäftigt.

Doch eine Folge von Schwarzarbeit ist immer auch eine Förderung der Altersarmut. Das sollte man nicht vergessen.

Bild Quelle: cdm archiv